Warum die Umstellung auf Glasfaser jetzt notwendig wird: 5 Fragen an Experte Wolfgang Martin
Wo steht Deutschland aktuell mit dem Glasfaserausbau?
Der Glasfaserausbau in Deutschland hat in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen, aber es gibt noch viel zu tun. Die BREKO Marktstudie aus dem Jahr 2022 geht von einer Quote von 26% bzw. 12,7 Millionen Haushalten aus. Mittlerweile ist die Quote mit Sicherheit höher, aber nach wie vor hinken wir im internationalen Vergleich hinterher.
Zudem wird der Übergang von Kupfer hin zu Glasfaser als primäre Technologie aktiv diskutiert. Erste Pilotprojekte zur DSL-Abschaltung wurden dieses Jahr bereits von der Telekom durchgeführt. Auch wir von wisotel planen in Rietenau und Allmersbach im Rems-Murr-Kreis nach Baufertigstellung unsere Kupfer-Technik zurückzubauen. So können sich in beiden Orten mehr als 600 Kunden über die modernen Glasfaseranschlüsse freuen. Nach Informationen der Bundesregierung soll das Glasfasernetz bis 2030 überall verfügbar sein und die Kupfernetze nach und nach abgestellt werden. Doch hier gibt es wie bereits anfangs genannt, auch noch viel zu tun.
Warum sollte man jetzt auf Glasfaser umstellen?
Die Übertragungsstandards VDSL und Kabeltechnologie sind mit ihren Möglichkeiten nahezu am Ende angelangt. Die Weiterentwicklungsmöglichkeiten dieser veralteten Technologien wird daher für die Zukunft für die Netzbetreiber nicht mehr attraktiv sein. Die Bundesregierung spricht von einer deutschlandweiten Abschaltung der Kupfernetze bis 2030.
Die Glasfasertechnik wird DSL längerfristig somit komplett verdrängen. Die Glasfasertechnik ist im Gegensatz zu VDSL oder der Datenübertragung in Kabel-TV Netzen von Beginn an zum Zwecke der Datenübertragung entwickelt worden. Dazu ist Glasfaser eine noch recht junge Technologie und hat sehr viel Potential für weitere Steigerungen der Datenmengen, Stabilität und Energieeffizienz. Glasfaser gilt daher nicht umsonst als Internet der Zukunft. Mit dem Umstieg auf Glasfaser treffen Sie in jeglicher Hinsicht die richtige Entscheidung, um künftig für schnelles Internet gerüstet zu sein.
Wie kann das Internet der Zukunft dazu beitragen, den Umweltschutz und die Nachhaltigkeit zu fördern?
Im Vergleich zu anderen Übertragungstechniken ist Glasfaser die klimafreundlichste Technologie in Bezug auf den CO2-Ausstoß. Die Glasfasernetze verbrauchen trotz höherer Übertragungskapazitäten bis zu 15-mal weniger Strom als VDSL oder Kabelnetze.
Eine deutschlandweite Versorgung mit Glasfasernetzen bis zum Kunden kann bis zu 1.100 Megawatt (MW) an elektrischer Leistung gegenüber kupferbasierten Netzen einsparen, das bedeutet auch, dass Sie selbst von dem verringerten Strombedarf direkt profitieren können. Ebenso sei noch zu nennen, dass die Herstellung von Glasfasern deutlich wenig Energieeinsatz benötigt und damit, im Gegensatz zu Kupferleitungen, die deutlich bessere CO2 Bilanz hat.
Wie beeinflusst der technologische Fortschritt die Entwicklung des Internet der Zukunft?
Der aktuelle Trend zeigt, nicht zuletzt auch initiiert durch Corona, dass wesentlich mehr Aufgaben von zuhause aus erledigt werden können. Lassen Sie mich hier nur einige wenige Beispiele aus der Praxis nennen:
- Home-Office: Arbeiten von Zuhause, mit allem, was dazu gehört (z.B. Besprechungen über Videokonferenzen, E-Mail, Chats, E-Learning, usw.)
- Home-Shooling: Der Unterricht wird z.T. über Videokonferenzen stattfinden, die Schüler benötigen für ihre Hausaufgaben oder Präsentationen mehr und mehr das Internet.
- Smart Home: Vieles im Haushalt wird von überall aus der Welt, z. B. vom Handy aus, zu steuern sein. Man kann seine Rollläden ferngesteuert schließen, die ordnungsgemäße Funktion der Heizung kontrollieren, die Wetterstation zuhause kann die Bewässerung des Gartens automatisch steuern, uvm.
- Photovoltaik Anlage: Sie kann ihre Verbrauer automatisch ein- oder ausschalten, abhängig von der aktuellen Stromerzeugung ihrer Photovoltaik Anlage, auch kann ihr (künftiges) E-Fahrzeug mit den Überschüssen aus der Photovoltaik Anlage geladen werden. D.h. die Steuerung der Photovoltaik Anlage schaut z.B. über das Internet auf die jeweils aktuelle Wettervorhersage und reagiert entsprechend intelligent.
- Höher auflösende TV- bzw. ITV-Filme: bedingt auch durch größere Bildschirmdiagonalen. Eine aktuelle Full HD (1080p) Auflösung benötigt pro Stunde ca. 1,5 GB. Für die nächste Stufe der Auflösung, also 4k müssen schon 7,2 GB übertragen werden.
Das zeigt deutlich, dass sich bei diesem Schritt nicht nur die Anzahl der Komponenten, welche Internet benötigen sondern auch die Menge, der zu übertragenden Daten, sich nicht einfach nur verdoppelt, sondern vervielfacht.
Welche zusätzlichen Einsatzmöglichkeiten eröffnet Glasfaser in verschiedenen Branchen und Anwendungen abseits der Geschwindigkeit und Stabilität?
Glasfaser bietet neben der Geschwindigkeit und Stabilität auch andere Vorteile für verschiedene Branchen und Anwendungen. Hier sind einige Beispiele:
Medizin: Glasfaser ermöglicht künftig die Nutzung von Telemedizin, bei der Ärzte und Patienten über große Entfernungen kommunizieren und Diagnosen stellen können. Auch die Übertragung von medizinischen Bildern wie Röntgenaufnahmen oder MRTs wird durch Glasfaser schneller und es können qualitativ hochwertigere Bilder in derselben Zeit übertragen werden.
Bildung: Glasfaser eröffnet neue Möglichkeiten für das digitale Lernen, bei dem Schüler und Lehrer über das Internet interagieren und auf multimediale Inhalte zugreifen können. Auch die Vernetzung von Schulen und Universitäten wird durch Glasfaser verbessert, was den Austausch von Wissen und Ressourcen erleichtert. KI (künstliche Intelligenz) eröffnet ganz neue Möglichkeiten des Lernens.
Industrie: Industrie 4.0 erfordert schnelle Verbindungen vieler Komponenten und Anlagen in der Produktion. Diese Datenmengen können durch Glasfasertechnologie problemlos bewältigt werden. Glasfaser ermöglicht eine schnellere und zuverlässigere Datenübertragung, die für die Steuerung und Überwachung von Produktionsprozessen essentiell wichtig ist.
Landwirtschaft: Glasfaser kann die Landwirtschaft effizienter und nachhaltiger machen, indem sie den Einsatz von Smart Farming ermöglicht. Dabei werden Sensoren, Drohnen und GPS eingesetzt, um den Boden, das Wetter und die Pflanzen zu analysieren und optimale Anbau- und Erntebedingungen zu schaffen. Die Voraussetzung dazu basiert auf einer zuverlässigen und performanten Datenanbindung an das Internet, wie sie die Glasfasertechnologie bietet.